15 Jahre Hauskrankenpflege, 5 Jahren Hausbesuche bei PflegegeldbezieherInnen zu Hause. Ich darf mich als erfahren bezeichnen. Beim Thema „Pflegende Angehörige“ betrachte ich mich sogar als sehr kompetent.
Trotzdem muss ich mir eingestehen, jahrelang für ein Thema blind gewesen zu sein. Zugegeben, pflegende Kinder und Jugendliche begegnen einem nicht so oft. Aber doch.
Ich kann mich jetzt rückblickend erinnern an die 2 Mädchen, die zusammen mit dem Vater ihre MS-kranke Mutter betreuten. Hab ich jemals mit den Kinder geredet? Nein, ich hab mich vor allem um den pflegenden Vater gekümmert.
Oder die 12 jährige Sabine, die ihre krebskranke Mutter durch die Chemotherapie begleitete. Hab ich sie gefragt, wie es ihr geht? Oder war ich vor allem mit der kranken Mutter beschäftigt? Ich weiss es nicht mehr. Und es fallen mir ein die beiden kleinen Buben chinesischer Einwanderer. Beim Hausbesuch wurden sie ins Kinderzimmer geschickt. Die Mutter pfegte den Vater nach einem schweren Schlaganfall. Hätte ich nicht darauf drängen müssen, daß sie beim Gespräch dabei sind?
Pflegende Kinder und Jugendliche sind bis vor einigen Jahren in der Pflegewelt nicht wahrgenommen worden. Und entsprechend haben wir Pflegende an sie auch nicht gedacht. Sabine Metzing, eine deutsche Pflegewissenschaftlerin hat dies nachhaltig verändert. Mit ihrem 2007 erschienen Forschungsbericht hat sie die Welt pflegender Kinder sichtbar gemacht. Und nach dem Lesen dieses Buches, wird man ein pflegendes Kind sicher nie mehr übersehen.
Hier meine Rezension des Buches „Pflegende Kinder und Jugendliche“ von Sabine Metzing, erschienen LAZARUS Newsletter am 19.02.2012. REZENSION – Pflegende Kinder und Jugendliche-Sonja Schiff